'Kampf gegen rechts' statt Fußball

Sportminister für Arme: Kogler spricht mit Rangnick über 'Angst und Hass'

Politik
Happel-Stadion: Manfred Werner - Tsui, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0; Rangnick: Steffen Prößdorf, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0; Kogler: Die Grünen, Flickr, CC0; Komposition: Der Status.

Viele würden es angesichts seines behäbigen, aufgedunsen wirkenden Auftreten nicht vermuten, aber ja: Vizekanzler Werner Kogler ist auch Sportminister der Republik. Offenbar kann der Grünen-Politiker aber nicht einmal dann aus seiner Haut. Denn beim Treffen mit dem laut Medienberichten abwanderungswilligen ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick ging's nicht hauptsächlich um sportliche Ziele oder die Frage, wie man den Erfolgstrainer halten kann, sondern um den Kampf gegen "Angst, Hass und Verschwörungstheorien".

Verliert ÖFB seinen Erfolgs-Teamchef?

Der Abschied vom vorherigen "Angsthasen-Fußball" lässt das österreichische Fußballer-Herz in der Ära von ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick höher schlagen. Mit Siegen gegen höher eingeschätzte Teams wie Deutschland & Kroatien, soliden Auftritten gegen Frankreich & Belgien, einer überzeugenden EM-Quali und zuletzt einem 6:1-Kantersieg samt Weltrekord-Tor gegen EM-Teilnehmer Türkei glauben viele Fans daran, dass Österreich auch in der Horror-Gruppe mit Frankreich, Holland und Polen bestehen kann und zur ganz großen Überraschung bei der EM in Deutschland werden kann. Manche Träumer trauen unserer Elf bei optimalen Turnierverlauf sogar den Titel zu.

Doch in diese Gemengelage gesellen sich Störfeuer von einem vorzeitigen Ende des eigentlich noch bis zur WM 2026 laufenden Rangnick-Vertrags. Der deutsche Rekordmeister Bayern München, in diesem Jahr erstmals seit 12 Jahren ohne Meistertitel, angelt nach dem Schwaben und lockt ihn mit einem dicken Scheck. Laut mehreren deutschen Medien soll der Wechsel an die Isar nach der EM praktisch beschlossene Sache sein. Und von einem vorausschauenden Sportminister wäre nun zu erwarten, die Gelegenheit zu nutzen und ihm den Verbleib in der Alpenrepublik schmackhaft zu machen. Doch Kogler verficht offenbar andere Pläne: Er will in erster Linie politisieren...

Kogler nützt Rangnick für Hetze gegen Kritiker

Denn beim einstündigen Gespräch in Wien stand offenbar gar nicht der Sport im Vordergrund, sondern der politische Zeitgeist im Kampf gegen böse Kritiker. Vorausgegangen war ein "Standard"-Interview im März, in dem Rangnick seine Sorge davor breittrat, dass in Deutschland und Österreich "die Rechtsextremen an die Macht kommen" könnten. In einer normalen Welt würde man dies als politische Einzelmeinung einer öffentlichen Person abtun. Aber im Jahr 2024, wo das System vor der Abwahl steht, wertet man dies als Spitze gegen die FPÖ und spannt den Trainer als politische Waffe ein, um vor einem Politikwechsel zu warnen.

Dieser Anspruch trieb offenbar auch Kogler an. Der Vizekanzler einer Pannen-Regierung, die nicht einmal mehr 30% in Umfragen erreicht, schrieb danach auf X: "Rangnick hatte sich in einem Interview besorgt über politische Entwicklungen in Deutschland und Österreich gezeigt und vor den Gefahren des Rechtsextremismus gewarnt. Wir sind uns einig: Es ist die Pflicht aller konstruktiven Kräfte der Gesellschaft, dem Schüren von Angst und Hass und dem Verbreiten von Verschwörungstheorien mit aller Entschiedenheit entgegenzutreten. Wir müssen gemeinsam Lösungen suchen, anstatt einfache Parolen zu plärren." 

Wird die Nummer zum kolossalen Eigentor?

Der (Noch?-) Teamchef soll nun der letzte Rettungsanker der schwarz-grün-rot-pinken Einheitsfront werden, die zuerst das Volk während der Corona-Zeit mit europaweit einzigartigen Schikanen wie dem "Lockdown für Ungeimpfte" und der allgemeinen Impfpflicht schikanierte, um anschließend infolge der Selbstmord-Sanktionen die höchste Inflation Westeuropas zu verantworten. Auch der schleichende Abbau der Neutralität sowie ein neuer Asyl-Rekord ärgern das Volk zunehmend, die FPÖ steht in den Umfragen stabil bei 30%. Bei den klassischen Arbeitern, die traditionell das Rückgrat der Fußball-Fanbasis bilden, kratzen Kickl & Co. sogar an der 40%-Marke.

Insofern ist unklar, was die Dämonisierung der politischen Präferenz eines Drittels der Wähler - und somit wohl auch eines Drittels der Fans des Nationalteams - bewirken soll. Gerade vor dem Hintergrund, dass man den Schulterschluss zwischen Politik und Sportfunktionären sonst eher in der dritten Welt vermuten würde. Oder weiß man schon, dass man Rangnick nicht wird halten können? In diesem Fall profitiert die Regierung zwar nicht davon, aber deutlich mehr Bürger würden den Reisenden nicht aufhalten wollen. Aus sportlicher Sicht wäre ein Abgang objektiv freilich schade: Denn das ÖFB-Team spielt aktuell den erfrischendsten Fußball seit Jahrzehnten.

Die Debatte um den Bau eines neuen Nationalstadions anstelle des altgedienten Ernst-Happel-Stadions geriet da fast in den Hintergrund: 

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